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KORINTH - Archäologisches Museum

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2016-08-18 2022-09-26 18.08.2016
Antikes Korinth Archaeologisches Museum 0001
Archäologisches Museum des antiken Korinth

Das archäologische Museum von Korinth liegt am südwestlichen Rand der Ausgrabungsstätte und ist im Jahre 1931 mit Stiftungsmitteln von Ada Small Moore von der Amerikanischen Schule für Klassische Studien errichtet worden.
Die reiche Sammlung deckt den Zeitraum von der Jungsteinzeit bis zum Mittelalter ab und vermittelt einen ausgezeichneten Eindruck von der wechselvollen Geschichte der Stadt mit all ihren Höhen und Tiefen.

Archaeologisches Museum Korinth 0034
Archäologisches Museum des antiken Korinth

Da die leider nicht nummerierten Vitrinen keinerlei Informationen über die Exponate enthalten, fällt es dem Besucher schwer, die wichtige Rolle, die Korinth innerhalb der Entwicklung der griechischen Vasenmalerei gespielt hat, richtig einzuschätzen.
Die in den beiden ersten Vitrinen ausgestellten Funde belegen die Anwesenheit des Menschen auf dem Gebiet der späteren Stadt Korinth und in ihrer Umgebung bereits während des Neolithikums. Das Gebiet des antiken Korinth bot ideale Voraussetzungen für die Gründung einer Siedlung. Es wurde nach Süden durch den Berg Akrokorinth geschützt, besaß Wasser im Überfluss (die Quellen Glauke und Peirene wurden später architektonisch gefasst), lag nur 2 km vom Meer entfernt und kontrollierte die breite Küstenebene sowie die schmale Landbrücke, die das griechische Festland mit der Peloponnes verbindet. Es ist also kein Zufall, dass Korinth bis zum Mittelalter ununterbrochen besiedelt gewesen ist.

Archaeologisches Museum Korinth 0003
Archäologisches Museum des antiken Korinth

Im ersten Saal sieht man rechts ein dorisches Votivkapitell aus dem 6. Jh. v. Chr. aus dem Töpferviertel von Korinth. In der ersten Vitrine sind charakteristische Gefäße und Statuetten aus neolithischer (6000-3200 v. Chr.), frühhelladischer (3200-2000 v. Chr.) und mittelhelladischer Zeit (2000-1600 v. Chr.) ausgestellt; in der zweiten sieht man Statuetten und Steinwerkzeuge aus frühhelladischer Zeit (4500-2200 v. Chr.).
Unter den Ausstellungsstücken befinden sich auch einige Ephyra-Gefäße, vor allem Schalen mit hohem Fuß, die nach der von Homer erwähnten mythischen Stadt Ephyra bei Argos benannt sind, welche die Korinther erobert haben sollen.

Archaeologisches Museum Korinth 0002
Archäologisches Museum des antiken Korinth

In den folgenden beiden Vitrinen sind u.a. mit geometrischen Motiven bemalte Tongefäße und Schmuckgegenstände ausgestellt, die aus Gräbern des 10. bis 8. Jhs. v. Chr. stammen. Besonders hinzuweisen ist auf die Kanne in der vierten Vitrine, deren Hals mit Tierdarstellungen bemalt ist; sie steht auf einer zugehörigen Dreifußbasis.

Archaeologisches Museum Korinth 0012
Archäologisches Museum des antiken Korinth

In den anschließenden fünf Vitrinen sind einige der schönsten Beispiele der korinthischen Keramik zu sehen, die seit 700 v. Chr. langsam die Märkte des Mittelmeerraumes erobert und der Stadt Korinth großen Ruhm und Wohlstand beschert hat.

Archaeologisches Museum Korinth 0007
Archäologisches Museum Korinth

Wenn man die in der fünften und sechsten Vitrine ausgestellten Gefäße aus spätgeometrischer (um 735-700 v. Chr.) und protokorinthischer Zeit (720-630 v. Chr.) aufmerksam betrachtet, kann man den Übergang vom geometrischen zum orientalisierenden Stil beobachten, bei dem die korinthischen Töpferwerkstätten offenbar Pionierdienste geleistet haben. Neben Gefäßen, die mit geometrischen Ornamenten bemalt sind, sieht man solche mit dem charakteristischen Dekor des orientalisierenden Stils (700-630 v. Chr.), für die Motive aus dem Pflanzen- und Tierreich sowie mythologische Szenen kennzeichnend sind. In den Werkstätten der korinthischen Vasenmaler ist nicht nur der orientalisierende Stil, sondern auch der schwarzfigurige erfunden worden, bei dem die Figuren, wie beim geometrischen Stil, nach wie vor schwarz ausgefüllt, zusätzlich aber Details durch Ritzungen sowie violette und weiße Zusatzfarbe angegeben werden.

Archaeologisches Museum Korinth 0029
Archäologisches Museum des antiken Korinth

In der siebten Vitrine findet man Gefäße des späten protokorinthischen und des frühkorinthischen Stils (um 650-590 v. Chr.), von denen einige zu den schönsten Beispielen der griechischen Vasenmalerei zählen, wie die beiden ausgestellten kleinen Alabastra. Die Alabastra und die Aryballoi – kleine Gefäße für Duftstoffe und -öle – bildeten die Leitformen der reifen korinthischen Keramik und wurden in alle bekannten Städte des griechischen Festlands exportiert.
In dieser und in der neunten und letzten Vitrine sieht man Gefäße aus mittelkorinthischer Zeit (um 590-570 v. Chr.), darunter auch großformatigere, die allerdings weniger sorgfältig bemalt sind. Letzteres ist darauf zurückzuführen, daß die korinthischen Werkstätten zur Befriedigung der gewaltigen Nachfrage zu einer Art Massenproduktion übergegangen waren, was zwangsläufig zu einem schrittweisen Rückgang der Qualität führte; in der Folgezeit fiel dann den Athener Werkstätten die führende Rolle zu.
Natürlich sind auch noch in dieser Zeit kleine Meisterwerke geschaffen worden, wie z.B. die kleine Amphora mit Deckel, die mit zwei gegenständigen Hähnen bemalt ist, ein charakteristisches Produkt der Zeit um 600 v. Chr.
In der achten Vitrine sind Fragmente bemalter Tontäfelchen und zwei Terrakotten ausgestellt; bei der sitzenden weiblichen Gestalt aus dem 6. Jh. v. Chr. ist die ursprüngliche Bemalung erhalten geblieben.
Am Ende des Saales sind einige Skulpturen aus den 6. Und 5. Jh. v. Chr. ausgestellt. Die nahezu unbeschädigt erhaltene Marmorsphinx ist eine Grabfigur aus der Zeit um 550 v. Chr. und stammt aus der Nordnekropole.

Archaeologisches Museum Korinth 0008
Archäologisches Museum Korinth

In der Wandvitrine hinter der Sphinx sieht man ein Fragment eines Terrakottareliefs mit einer gefallenen Amazone und den Füßen von zwei griechischen Kriegern; es ist zwischen 500 und 475 v. Chr. entstanden und hat vielleicht den Giebel eines Tempels dieser Zeit geschmückt.
Rechts davon sind ein tönerner Sphinx-Akroter, der noch Reste der Bemalung zeigt, und eine weitere Sphinx aus Poros ausgestellt, die aus dem Bereich der Süd-Stoa stammt.
Rechts neben den Sphingen sind Poros-Akrotere an der Wand angebracht, die vom archaischen Apollon-Tempel stammen (um 550 v. Chr.); die kopflose, bewegte weibliche Figur vor der Wand ist im Asklepieion, die Poros-Sphinx im Töpferviertel gefunden worden.
In der ersten Vitrine in der Nähe des Ausgangs sieht man u.a. schwarzfigurig bemalte Gefäße aus Athen sowie solche aus spätkorinthischer Zeit (um 560-535 v. Chr.): die Überlegenheit der erstgenannten ist deutlich zu erkennen. Von der Mitte des 6. Jhs. v. Chr. an produzierten die korinthischen Werkstätten fast ausschließlich für den lokalen Markt, während die athenischen Werkstätten die ersten einer großen Zahl von Meisterwerken hervorbrachten, wie die hier ausgestellte Schale mit den Kriegerdarstellungen. In derselben Vitrine sind einige kleine Schalen ausgestellt, von denen eine die Signatur des Athener Töpfers Nearchos trägt.

Archaeologisches Museum Korinth 0005
Archäologisches Museum des antiken Korinth

In der anschließenden Vitrine sieht man Fragmente spätkorinthischer Gefäße (um 560-535 v. Chr.) und andere Fundstücke aus dieser Zeit, darunter ein Tontäfelchen mit einer Gorgo-Darstellung und ein Pferderelief, das von einer Metope des Apollon-Tempels stammt.
Die nächste Vitrine enthält rotfigurig bemalte Vasen aus Athen, Terrakotten, eine schöne korinthische Oinochoe mit einer Gelageszene und einige kleine Altäre, von denen einer auf der einen Seite mit einem Löwen und auf der anderen mit einer kleinen nackten männlichen Gestalt geschmückt ist, die als Pygmäe gedeutet wird, der mit seiner Keule einen Kranich zu erlegen versucht.

Archaeologisches Museum Korinth 0017
Archäologisches Museum des antiken Korinth

In der vierten Vitrine sieht man zwei Gruppen weiblicher Gestalten, die einen Flötenspieler umtanzen, eine Flöte aus Bein, weitere Terrakotten, einen korinthischen Helm aus dem 5. Jh. v. Chr. und ein einzigartiges Fundstück: ein Gefäß aus dem 5. Jh. v. Chr., das Seebrassen- und Thunfischschuppen enthielt, die wahrscheinlich im Atlantik gefischt worden sind.
In den folgenden zwei Vitrinen sieht man Terrakotten, Scherben rotfiguriger Gefäße, megarische Becher, Tontäfelchen sowie einen Tonaltar mit Darstellungen der Dioskuren aus dem dem 4. Jh. v. Chr.
In der vorletzten Vitrine ist besonders auf den farbig bemalten Löwenkopf und den Bronzenspiegel hinzuweisen, dessen Deckel mit einem Relief verziert ist, auf dem eine vornehme Dame frisiert wird, wobei eine Dienerin zuschaut.
In der letzten Vitrine sind Tonnachbildungen menschlicher Körperteile zu sehen, die die Pilger im 4. Jh. v. Chr. im Asklepieion von Korinth geweiht haben. Eine weit größere Zahl von Funden dieser Art ist in dem kleinen Saal ausgestellt, der dem Asklepieion gewidmet ist.

Archaeologisches Museum Korinth 0027
Archäologisches Museum des antiken Korinth

In der ersten der in der Mitte des Saales plazierten Vitrinen sieht man Importstücke aus Ionien, von Rhodos und Chios, aus Lakonien, Süditalien und Etrurien, Tongefäße aus dem Hera-Heiligtum der antiken Stadt Solygeia (südlich des Hafens Kenchreai) sowie das Fragment einer Bronzeschale, die die Inschrift „Ich gehöre der Aphrodite“ trägt und aus einem Heiligtum im Töpferviertel stammt. Besondere Aufmerksamkeit verdienen die beiden Tontäfelchen, deren griechische Inschriften zu den ältesten bischer gefundenen zählen (8. Jh. v. Chr.).
Die nächste Vitrine enthält Fundstücke, die die Arbeit in den korinthischen Töpferwerkstätten illustrieren: unvollendete Gefäße, Matrizen für Terrakottastatuetten, Dreifüße für den Aufbau der Gefäße im Brennofen, verformte Gefäße und die Rohstoffe, aus denen die Farben für die Bemalung hergestellt wurden. Außerdem sieht man kleine Votivschilde, Tonvotive aus dem Heiligtum im Töpferviertel, zerbrochene Gefäße, die als Farbtöpfe benutzt worden sind, und einige Gesellenarbeiten.

Archaeologisches Museum Korinth 0023
Archäologisches Museum Korinth

Im zweiten Saal sind die beweglichen Funde aus der Blütezeit Korinths als römische Koloniestadt ausgestellt. Etwa 100 Jahre nach der vollständigen Zerstörung der Stadt durch den römischen Feldherrn Mummius (146 v. Chr.) ließ Julius Caesar im Jahre 44 v. Chr. die Stadt wieder aufbauen und siedelte in ihr freigelassene Griechen aus Rom sowie Händler und Seeleute aus dem Osten und aus Ägypten an. Seither und bis zur Mitte des 2. Jhs. n. Chr., als der Barbarenstamm der Heruler in Griechenland einfiel, erlebte Korinth eine neue Blütezeit; aus dieser Phase stammen die meisten Exponate in diesem Saal. Die Stadt verwandelte sich in ein kosmopolitisches Zentrum, in dem die unterschiedlichsten Gottheiten verehrt wurden und in der es dem Apostel Paulus im Jahre 52 n. Chr. gelungen ist, eine der ersten christlichen Gemeinden Europas zu gründen.
Die erste Statue auf der linken Seite stellt Zeus oder den vergöttlichten Caesar dar, der von zwei gepanzerten Statuen flankiert wird. Über ihnen ist die Figur einer Nike angebracht, die als Firstakroter eines Tempelgiebels gedient hat. Es folgen die Statuen des Augustus und seiner Enkel Caius und Lucius Caesar.
Nach der archaischen weiblichen Figur, die einen Brunnen zierte, sieht man Teile eines großen Mosaiks sowie die Rekonstruktion des gesamten Fußbodens. Es schmückte einst den 5x9 m großen Speiseraum einer römischen Villa. Dargestellt sind Vögel und Früchte, die von einem Mäander und einem weiteren Band eingefasst sind, auf dem Kentauren, Blüten und wilde Tiere wiedergegeben sind.
Es folgen ein Athletenkopf aus dem Theater und zwei kleine, vollständig erhaltene Mosaike. Auf dem ersten ist innerhalb eines komplizierten Kreisornaments ein Dionysoskopf dargestellt. Auf dem zweiten sieht man einen auf einer Flöte spielenden Hirten, der seine drei unter einem Baum stehenden Ochsen betrachtet; das Mosaik ist eine Kopie nach einem in der Antike berühmten Bild des Malers Pausias (4. Jh. v. Chr.), der aus dem benachbarten Sikyon stammte. Die folgende Statue stellt Nemesis, Demeter oder Artemis dar.
Etwa in der Mitte des Saales sieht man ein Relief mit tanzenden Mänaden, zwei hoch an der Wand angebrachte Dionysos-Köpfe und den Torso einer Panzerstatue des römischen Kaisers Hadrian, der im Odeion gefunden wurde, sowie eine Statue der Persephone.

Archaeologisches Museum Korinth 0002
Archäologisches Museum des antiken Korinth

Die Reliefs auf dem Sarkophag stellen den Zug der Sieben gegen Theben dar, den durch das Drama des Aischylos bekannten Kriegszug von sieben Helden unter der Führung des Argiverkönigs Adrastos, der die Inthronisierung von Polyneikes, eines der beiden Söhne des Ödipus, zum Ziel hatte.
Danach sieht man eine Statue der Artemis oder einer Amazone, eine Statue eines römischen Kaisers mit Spuren roter Bemalung und eine archaische Statue der Athena Archegetis.

Archaeologisches Museum Korinth 0020
Archäologisches Museum des antiken Korinth

In der benachbarten Vitrine ist byzantinische Keramik aus dem 10.-14. Jh. ausgestellt, darunter farbige Gefäße aus Konstantinopel. In der Mitte des Saales sieht man ein Porträt des Nero, das aus der iulischen Basilika stammt.
In der Halle im Hof des Museums sieht man einige Metopen von der Skene des Theaters mit Darstellungen der Amazonomachie, der Gigantomachie und der Herakles-Taten. Darunter sind Teile eines Tempelgiebels aufgestellt; die Statuen gegenüber stammen von der römischen Agora. Außerdem sieht man Teile der Sima des Tempels.
Im schönen Außenhof des Museums sind Statuen, Sarkophage und Architekturteile von Gebäuden aus römischer Zeit aufgestellt.

Archaeologisches Museum Korinth 0033
Archäologisches Museum des antiken Korinth

Im April des Jahres 1990 sind bei dem größten Diebstahl der neueren griechischen Geschichte 271 Objekte aus dem Museum von Korinth gestohlen worden. Im September 1999 ist das Diebesgut vom FBI und Vertretern der griechischen Polizeiabteilung für Antikenraub in einem Lagerhaus in Miami entdeckt worden; die Antiken waren in zwölf Plastikkisten verpackt und befanden sich in gutem Zustand. Einige Monate später konnten die vier beteiligten Antikenräuber gefasst werden.


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